Früher bannte man Urlaubsfilme auf Super-8. Als bleibende Erinnerung an vergangene Erlebnisse. Als karikaturistischer Zeitzeuge unseres Lebens. Schon damals war es üblich, störende oder woanders besser passende Sequenzen zu identifizieren, diese herauszuschneiden, wegzuwerfen oder woanders einzufügen. Ganz gleich ob als Fehler angesehen oder als dramaturgische Entscheidung
Heute haben wir ganz andere Möglichkeiten. Wir arbeiten nicht nur an unserer Zukunft sondern nehmen täglich massgeblichen Einfluss an der anderer Menschen. Eine einfache Begegnung gibt uns das Recht, uns in ein fremdes Leben einzumischen, es zu formen, zu fördern oder zu vernichten. Geben uns doch die modernen Medien die Chance, Informationen global zu verbreiten ohne uns des wirklichen Ausmasses bewusst zu sein. Inhalte haben keinerlei Anspruch mehr auf Richtigkeit. Treffen wir auf erfolgreiche Menschen, suchen wir nach nach dem Haken. Den, an dem wir sie hängen lassen können. Mit oder ohne Chance auf Rettung.
Dieses Modell ist allgemeingültig. Es gehört zur täglichen Realität. Ganz gleich ob im Beruf oder im Privatleben. Wo wir in unserer Biografie an etwas keinen Gefallen finden, schneiden wir es heraus. Wir bauen uns unser ganz individuelles Ökosystem im Netz des Lebens. Was wir dabei vergessen ist, dass eben dieses aus einer Lebensgemeinschaft von Organismen mehrerer Arten und ihrer unbelebten Umwelt besteht. Ökosysteme sind offen. Das heißt, es gibt Interaktion und Austausch mit anderen Ökosystemen. Sie sind dynamisch und verändern sich durch Einflüsse von Innen und Außen. Sie sind komplex und die einen kommen ohne die anderen nicht aus.
Der Begriff Ökosystem stammt aus dem Altgriechischen οἶκος oikós ‚Haus' und σύστημα sýstema ‚das Zusammengestellte', ‚das Verbundene'. Warum nutzen wir Menschen nicht die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von uns allen als Mehrwert. Geben jedem auf seine Art und Weise eine Chance, sich in unserem Ökosystem zu beweisen. Erfolg zu haben. Miserfolgen zu begegnen und daraus zu lernen. Ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen und das Gegenüber zu vernichten.
Schneiden wir dort, wo es Sinn macht. Dort wo wir nicht verletzen, sondern genussvolle Momente bereiten. Statt sinnlos die Messer zu wetzen. Geniessen wir die Küchen dieser Welt und das, was sie uns zu bieten haben. Die Menschen dahinter, Kulturen und Gebräuche. Und selbst wenn uns einmal etwas nicht schmeckt, hat es seinen Platz auf dieser Welt. Werden wir vom Ego zum Eco und hinterlassen wir statt Fussabdrücken Herzabdrücke. Die Zukunft ist, was wir daraus machen.